Horst von Niets und seine Assistentin Chantal Gänsel haben einige Verdächtige, aber wer kann der Mörder von Bankdirektor Schwante sein. Eine Leseprobe aus dem Roman.
„Chef, schau dir
doch mal die Bußgelder von Paul Dehne an. Gleich fünfmal ist er geblitzt
worden. Warum? War es reine Dussligkeit oder wollte er ganz sichergehen, dass er
ein total sicheres Alibi hat? Ich kann mir keinen Reim darauf machen“, sagte
Chantal.
„Wir müssen uns
auch Paul Dehne und Dr. Winter noch vornehmen. Ich möchte aber erst Reaktionen
von Kollegen haben, wegen Geldwäsche und so weiter. Etwas stinkt. Hier gibt es
Verbindungen, von denen wir noch nichts wissen. Warum hat Victor Schwante so
viel über die beiden Herren aufgeschrieben? Sollte es für ihn eine Art
Versicherung sein? Noch verstehe ich es nicht. Wo ist das Motiv?“
Chantal nahm
sich ein Blatt und schrieb: „Wir haben zurzeit 4 Personen, die ein Motiv
hätten, Victor Schwante zu töten.
1.
Jan-Eric Marienberg – hat ein sehr
starkes Motiv, er liebte die Frau von Victor Schwante. Er saß nur ca. 300 m vom
Tatort entfernt. Der Todesschuss war um 21.10 Uhr und den Rehbock hat er
angeblich um 21.50 Uhr vorbeigeschossen. Genügend Zeit, um die Tat zu begehen.
2.
Dietrich Weiß – hat sich immer sehr über
Schwante geärgert. Es ist zwar ein Motiv, aber eher ein schwaches. Auch die
Zeit passt kaum. Seinen Rehbock hatte er um 21.35 Uhr geschossen, lt.
Aufzeichnung von Wilhelm Böhme. Weiß hatte nur 25 Minuten Zeit, dafür aber eine
sehr gute Ortskenntnis.
3.
Peter Lubeck – hätte Zeit genug gehabt,
um den Mord zu begehen, aber das Motiv ist noch nicht klar. Wir haben zwar die
Grundschuldeintragung zu Gunsten von Victor Schwante, aber wo liegt das Motiv?
4.
Paul Dehne – hat zwar ein perfektes
Alibi, aber warum gibt es diese detaillierten Unterlagen? Wo liegt der Haken?
Etwas stimmt hier nicht.“
„Das stärkste
Motiv hat zurzeit Jan-Eric Marienberg, aber war er auch tatsächlich fähig einen
Mord durchzuführen? Horst, was meinst du?“, fragte Chantal Gänsel, schlug die
Augen auf und wartete auf seine Reaktion.
„Gut
recherchiert, Chantal, die Herleitungen könnten auch von mir stammen. Wir
fahren gleich in die Bank, durchsuchen das Büro von Victor Schwante und
verhören Marienberg weiter. Hast du den Durchsuchungsbeschluss?“ Chantal nickte.
„Dann lass uns fahren. Morgen möchte ich mir nochmals in Butendorf den
Parkplatz in der Nähe des Tatortes ansehen und den Tatort. Ich hätte gerne
Böhme und Tonne dabei“, sagte Horst von Niets.
„Organisiere ich
gleich“, sagte Chantal und war durch das freundliche Lob ihres Chefs sichtlich
berührt.
Eine halbe
Stunde später saßen die beiden in dem blauen Suzuki und fuhren zur
Philippo-Investment-Bank AG. Sie hielten auf einem der Besucherparkplätze und
gingen forsch in die Bank. Sie betraten das großzügige Foyer und traten an den
Empfangstresen. Eine gutaussehende Dame in einem dunkelblauen Kostüm, das die
Züge einer Uniform hatte, fragte freundlich: „Womit kann ich Ihnen dienen?“
„Wir möchten mit
Herrn Marienberg sprechen.“
„Haben Sie einen
Termin?“, fragte die Empfangsdame. „Nein“, sagte Horst von Niets und zeigte
seinen Dienstausweis. „Einen Augenblick bitte. Nehmen Sie doch in unserer
Besucherlounge Platz“, sagte sie, zeigte auf eine schwere Sitzgruppe und nahm
sofort den Hörer ab, um Herrn Marienberg zu rufen.
Langsam
schlenderten Chantal und ihr kleiner Baron durch die große Halle. Horst von
Niets merkte schon, dass sie die Blicke der Besucher auf sich zogen. Für ihn
war es immer wieder ein erhebendes Gefühl, neben seiner schönen Assistentin wahrgenommen
zu werden. Sie setzten sich in die schweren Ledersessel. Horst von Niets
versank in diesem riesigen Möbel und war kaum noch zu sehen und Chantal überragte
ihn noch mehr, weil sie sehr gerade saß.
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